am anfang war der cord

meine erste weste trug ich mit zwölf. es waren die späten, sehr späten siebziger, und die weste war aus cord. aus orangefarbenem cord. ich erinnere mich noch genau an sie, denn ich hatte nicht wenige klamotten im schrank ohne vorbesitzerin, genau genommen gar keine. meine große schwester, die tochter der cousine meiner mutter, das nachbarmädchen. sie alle waren ein, zwei jahre älter als ich und beglückten mich mit allem, was ihnen zu klein geworden war. mit zehn trug ich zum ersten mal eine jeans, die vor mir noch keine getragen hatte. meine patin hatte sie mir geschenkt. ich stand vor dem spiegel im schlafzimmer meiner eltern, ihr wisst schon, so ein dreigeteilter schlafzimmerspiegel, und drehte mich hin und her. und dann kam sie immer mal wieder und schenkte mir sachen. sie hatte nur jungs und anscheindend spaß daran, mädchensachen zu shoppen, obwohl das zu dieser zeit natürlich noch einkaufen hieß und die läden lange noch nicht so schön waren wie heute.

einmal schenkte sie mir eine geblümte samthose. und dann diese organgefarbene weste. ich trug sie fast jeden tag. ich fand sie so schön. und ich begann, westen zu mögen und zu sammeln, schon allein, weil weder meine schwester noch die tochter der cousine meiner mutter noch das nachbarmädchen welche hatten. dafür aber hatte mein opa eine angehabt – an seiner hochzeit. die kam nach jahrzehnten wieder bei mir zu ehren, und mein opa rieb sich verwundert die augen. oder mein onkel – dem schwätzte ich so eine längere braune wildlederweste ab. sie war etwas weit und ließ sich nicht verstellen, aber sie war sehr cool. ich strickte westen unter anleitung meiner oma. ich stöberte über flohmärkte und in second-hand-läden. ich peppte meine fundstücke auf mit applikationen; manchmal auch nur mit meinem lachen. und mit dem wissen, dass das ganz allein meine klamotten waren.

noch heute ist so, dass ich bei westen eigentlich nicht widerstehen kann. und es gibt so irre schöne. mit ärmeln, ohne ärmeln, in tausend stoffen und schnitten. nicht alle sehen gut aus, aber ich bin expertin. meine mutter sagte immer: mit einer weißen bluse bist du immer angezogen. kann sein. mit einer schönen weste aber auch. und wie.

eure traudi schlitt

 

CAMPUS….BEI GALFE’S look: drykorn, transit

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